
Johann Wolfgang von Goethe. Sogenanntes Denk- und Sendeblatt: "Regenbogen über den Hügeln einer anmutigen Landschaft", 1823. (Detail)
Vorbericht
Kunstauktion no 195
Freitag, den 03. März 2023 ab 15 Uhr
Samstag, den 04. März 2023 ab 11 Uhr
Liebe Freunde des Hauses, liebe Kunden,
am 3. und 4. März veranstaltet Kastern eine zweitägige Auktion mit knapp 1.600 Losen aus allen bekannten Sparten des Hauses. Den Auftakt machen am Freitag die Bereiche Asiatika, Porzellan, Keramik und Glas.
Im Porzellan erwarten Sie zahlreiche Figuren der Porzellanmanufaktur Meissen. Als Los 0183 mit einem Aufruf von 8.000 Euro wird eine komplette Affenkapelle mit Notenständer versteigert. Die Affenkapelle ist ein Hauptwerk des bedeutenden ersten Modelleurs der Manufaktur Johann Joachim Kändler, der sie 1753 entworfen hat. Eines der ersten Exemplare ging noch in jenem Jahr an Madame de Pompadour, die berühmte Mätresse von Ludwig den XV. Auch viele Hentschel-Kinder (ab Los 0240) und einige Pariser Ausrufer von Meissen werden angeboten. Von Königlich Kopenhagen sind 40 Lose mit Flora Danica Geschirren und Geschirrteilen in der Auktion (Lose 0187-0226). Das Flora Danica Geschirr wurde als Gesamtwerk 2006 in den dänischen Kulturkanon aufgenommen und ist eines der exklusivsten Porzellandekore überhaupt.
Im Bereich Asiatika kommt viel chinesisches Porzellan, z. B. alte Teller mit aufwendigem doucai Dekor (Lose 0001 u. 0002, Aufruf je 1.000 Euro), zum Aufruf und es werden interessante chinesische und japanische Cloisonné-Stücke offeriert.
Am Samstag wird die Auktion dann mit einer kleinen Sensation starten – einem Denk- und Sendeblatt Johann Wolfgang von Goethes aus dem Jahr 1826 mit einem handschriftlich von ihm verfassten Vierzeiler (Los 0703, Aufruf 18.000 Euro). Denk- und Sendeblätter verschickte Goethe an Freunde, Angehörige und bedeutende Persönlichkeiten. Das angebotene Blatt, das Goethe im März 1826 in Weimar angefertigt hat, ist über dem Vierzeiler mit einer handkolorierten Radierung mit dem Titel „Regenbogen über den Hügeln einer anmutigen Landschaft“ bestückt, die wohl von Caspar David Friedrichs Gemälde „Gebirgslandschaft mit Regenbogen“ von 1809/10 inspiriert ist.
Im Bereich der Gemälde möchten wir Sie auf zwei Bilder Fritz Müllers aufmerksam machen (Lose 0776, 0777). Müllers Biographie ist geheimnisvoll. Um 1814, man weiß nicht genau wo, geboren, verbrachte er Kindheit und Jugend teils in Bremen, wurde Steuermann und schließlich Schiffskapitän. Als solcher führten ihn seine Fahrten nach Nord- und Mittelamerika. Ziel seiner letzten Reise als Kapitän war 1853 Rio de Janeiro. Danach verlegte er sich offenbar ganz auf die Tätigkeit als Marinemaler und trat später der Nordstaatenarmee bei. Nach 1861 verliert sich seine Spur im Amerikanischen Bürgerkrieg. Vor diesem biographischen Hintergrund ist sein Gemälde, das wir als Los 0777 mit einem Aufruf von 5.000 Euro anbieten, höchst bedeutsam. Es zeigt den Hafen Rio de Janeiros und ist mit dem Jahr 1854 datiert. Damit wäre das Gemälde in der Gegend und Phase entstanden, in der Müller ganz vom Seefahrer zum Maler wurde und Europa den Rücken kehrte.
Neben weiteren interessanten Werken des 19. Jahrhunderts, z. B. von Andreas Achenbach oder Christian Mali sind zahlreiche Werke moderner und zeitgenössischer Künstler in der Auktion vertreten, z. B. von Lovis Corinth, Feininger, Dali, Roy Lichtenstein, Keith Haring, Heinz Mack, Baselitz, Peter Doig, Klaus Fußmann und Peter Makolies.
In der Sparte Möbel wird eine prächtige, in Frankreich um 1880 hergestellte Kommode im Louis XV-Stil versteigert (Los 1104, Aufruf 21.000 Euro). Die Kommode mit Marmorplatte und reicher Verzierung mit Münzen, Medaillons mit mythologischen Szenen, Ranken und Bändern befindet sich im Original im Musée de Versailles. Ein barocker Aufsatzsekretär und eine Rokoko Kommode, beide um 1770 gefertigt und Matthias Ortmann zugeschrieben, einem der besten Ebenisten Skandinaviens seiner Zeit, zählen ebenso zu den herausragenden Stücken, die wir im Möbelbereich anbieten.
Besonders empfohlen seien die zahlreichen hochwertigen antiken Teppiche in der Auktion (Lose 1161- 1185). Unter ihnen sind viele Saroughs sowie als Highlights ein alter großer Amerikanischer Sarough und ein alter feiner Senneh.
Unter den angebotenen Uhren ist eine A. Lange & Söhne-Savonette mit Viertelrepetition besonders hervorzuheben, die ca. 1908-1913 in Glashütte hergestellt wurde (Los 1209, Aufruf 4.000 Euro). Die Savonette aus 585er Roségold hat die Werknummer 67020. Besondere Authentizität hat das Los weil die Uhr mit alter Originalschatulle und originalem, ebenfalls mit 67020 nummerierten Zertifikat angeboten wird.
In der Sparte des Schmucks sticht besonders eine fein gearbeitete Brosche des Klassizismus hervor (Los 1227, Aufruf 4.500 Euro). Die Platin-Brosche hat einen mittig eingesetzten Altschliff-Diamanten, von dem aus rückseitig in das umgebende Glasintaglio eingeschnitzte Strahlen in die querovale Fassung weisen, die innen mit einer Reihe von Saphiren im Baguette-Schliff besetzt ist und außen mit weiteren Diamanten. Das um 1817 von Hand gefertigte Schmuckstück wurde 1982 bei Sotheby Parke Bernet Inc. in New York erworben.
Wir wünschen Ihnen viel Freude beim Blättern im Katalog und freuen uns, Sie zur Vorbesichtigung und zur Auktion bei uns begrüßen zu können.
Ihr Team des Kunst- und Auktionshauses Kastern