Auktion No. 180 – 21.03.2020

Nachbericht

Die Frühjahrsauktion im Hause Kastern fand diesmal unter außergewöhnlichen Bedingungen statt. Die Regelungen im Zusammenhang mit der Coronavirus-Pandemie führten dazu, dass die Saalöffentlichkeit ausgeschlossen werden musste. Zahlreiche Vorgebote, Live-Bieter über das Internet und Telefonbieter sorgten aber trotzdem für eine lebendige Auktion, die zusätzlich per Video-Livestream übertragen wurde.

Zuerst wurde eine umfangreiche Sammlung von Porträts, die Sammlung Horst Baumann aus Koblenz, angeboten. Ein ganz besonderes Kunstwerk aus der Kollektion war fraglos das Ölgemälde „Selbst“ des 1902 in Hannover geborenen neusachlichen Malers Karl Rüter (Los 133). Das Selbstporträt aus dem Jahr 1921, aus der Frühphase dieser Kunstströmung, wurde 2001/2002 bereits im Sprengel Museum Hannover ausgestellt. In der Auktion erhielt das Gemälde den Zuschlag bei 4.400 Euro. Zum gleichen Preis konnte die Lithografie „Selbstbildnis nach rechts“ (Los 107) des Expressionisten Otto Mueller versteigert werden. Das darstellerisch zurückhaltend umgesetzte Aquarell „Selbstbildnis“ von Helmuth Macke (Los 99) startete bei 1.000 Euro und erzielte einen Hammerpreis von 2.800 Euro. Helmuth Macke, der selbst ein beeindruckendes künstlerisches Oeuvre entwickelte, war der Cousin des bedeutenden Expressionisten August Macke. Das versteigerte Aquarell entstand wohl um 1918 und reflektiert in der etwas entrückten Darstellungsweise die Weltkriegserfahrungen des Künstlers.

In der Sparte der Gemälde, die im Anschluss zum Aufruf kam, zog ein in Aquarell gefertigter weiblicher Akt von Josef Engelhart besonderes Interesse auf sich (Los 229). Diese Arbeit des herausragenden Wiener Künstlers, der 1897 u. a. gemeinsam mit Gustav Klimt die Künstlervereinigung der Wiener Secession gründete, kam nach einem aufregenden Bietergefecht auf ein erfreuliches Ergebnis von 15.000 Euro. Ein etwas kleineres und schlichteres Aquarell Engelharts, die „Schlittschuhläuferinnen“ (Los 228), fand für 2.600 Euro einen neuen Besitzer. Ein Glanzstück der Auktion war das großformatige Ölgemälde „Elchmutter mit Kalb“ des Virtuosen der Tiermalerei Wilhelm Kuhnert (Los 262). Das motivisch auf eine Skandinavienreise des Künstlers zurückgehende Kunstwerk konnte für 14.000 Euro zugeschlagen werden. Ein entzückendes Bild eines weiteren Experten der Tiermalerei, ein Fuchs-Gemälde des Schweden Bruno Liljefors, wurde als Los 226 für 6.000 Euro versteigert. Unter den modernen Bildern sind zwei Gemälde von Kurt Schwitters hervorzuheben. Die Gemälde gingen für 4.800 Euro (Los 274, „Fjord mit Segelboot“) und 5.000 Euro (Los 275, „Tauwetter“) an neue Besitzer. Eine 2003 als Hommage an Kate Steinitz exklusiv für die Kestner-Gesellschaft gefertigte Acrylarbeit des zeitgenössischen Minimalisten Imi Knoebel (Los 324, „Kate“) wurde für 4.000 Euro aufgerufen und für 5.500 Euro versteigert.

Der Bereich der alten Grafik lockte u. a. mit einer Reihe von Piranesi-Radierungen. Eine in goldgeprägtem Ledereinband gebundene Sammlung von 21 Radierungen von der Hand Giovanni Battista Piranesis sowie seines Sohnes Francesco Piranesis, die die Ruinenstätte Paestum im heutigen Kampanien abbilden, erzielte 9.500 Euro (Los 433). Zu je 1.500 Euro waren zwei Exemplare der Radierung Blatt 11 („Der Bogen mit dem Muschelornament“) aus der Carceri-Serie Giovanni Piranesis angesetzt. Während das Blatt im Arbeitszustand I (Los 434) auf 3.600 Euro stieg, wurde das Blatt im Arbeitszustand V (Los 435) für 2.000 Euro versteigert.

Unter den Skulpturen verdient die Bronze „Sitzender junger Löwe (Dusselchen)“ August Gauls Erwähnung, die als Los 441 für 6.000 Euro zugeschlagen wurde. Die Bronze „Siesta“ des derselben Künstlergeneration entstammenden Fritz Klimsch (Los 442) erhielt den Zuschlag bei 4.200 Euro.

Ein unumstrittenes Highlight der Auktion war die als Los 553 offerierte extrem seltene Kampfschwimmer-Armbanduhr „Schoss-Radiomir“, die in Kooperation der Firmen Panerai und Rolex produziert wurde. Vom Typ C, dem die versteigerte Uhr angehört, existieren heute noch ca. 46 Exemplare. Die geschichtsträchtige Uhr wurde von dem Kampfschwimmer Max Schoss (1921-1973) getragen. Sie wurde in der Auktion für 58.000 Euro versteigert.

Eifrige Bieterwettstreite riefen in der Sparte des Silbers besonders einige sehr schöne und seltene russische Cloisonné-Objekte hervor. Darunter befand sich etwa eine um 1882 hergestellte Tabakdose (Los 851). Das fein gearbeitete, prachtvolle Stück kletterte weit über den Schätzpreis bis auf 5.000 Euro. Ein von Carl Fabergé hergestellter Wodkabecher, ein sogenannter Kovsh, erzielte gar ein Endergebnis von 6.300 Euro (Los 855). Auch ein um 1930 auf Burg Giebichenstein produzierter silberner Kerzenleuchter (Los 945) hat die Taxierung von 390 Euro weit hinter sich gelassen. Das zeitlos-moderne Objekt erhielt den Zuschlag erst bei 2.400 Euro.

Im Porzellanbereich waren ebenso viele interessante Lose im Angebot und wurden erfreuliche Ergebnisse erreicht. So konnte z. B. ein 24-teiliges Meissener Kaffeeservice in der B-Form mit Streublümchen (Los 1172) für 3.000 Euro versteigert werden. Ein 14-teiliges Ansbacher Porzellan-Set mit Teedose aus der Zeit um 1790 zog zahlreiche Bieter auf sich und konnte am Ende weit über der Taxierung bei 2.000 Euro zugeschlagen werden (Los 1064). Auch ein apartes Kännchen von Schulz & Co. aus Gotha (Los 1063), das ungefähr in derselben Zeit hergestellt wurde, kletterte weit nach oben und brachte es schließlich auf stolze 1.500 Euro.

Wir freuen uns über die erfolgreiche Auktion und wünschen allen Käufern viel Freude an den neu erworbenen Stücken.

Bleiben Sie gesund!

Ihr Kunst- und Auktionshaus Kastern